Verwirrung, Chaos, ein Krieg ohne Fronten mit ständig wechselnden Koalitionen von unzähligen bewaffneten Gruppen unterschiedlichster politischer Ausrichtung und ethnischer Herkunft. Das war die schreckliche Realität, in der die Menschen auf dem Gebiet Jugoslawiens und seiner näheren Umgebung in der Zeit von 1941 bis 1945 leben mussten.
Der innerjugoslawische Bürgerkrieg war für fast ein halbes Jahrhundert ein totgeschwiegenes, ein unerwünschtes Thema im realsozialistischen Jugoslawien. Erst im Zuge der Demokratisierung des ehemaligen Jugoslawien, sie erreichte zuerst Slowenien, nach blutigen Konflikten in den 1990ern auch die meisten der anderen Teilrepubliken und Autonomen Gebiete, konnten die Gesellschaften in den verschiedenen Nachfolgestaaten beginnen, nicht frei von unterschiedlichst motivierter Verflachung und dem Versuch, die schrecklichen Geschehnisse für tagespolitische Zwecke zu missbrauchen, die Ereignisse, die Verbrechen, die Motive dieser und jener Bürgerkriegspartei, ohne die von oben verordnete einseitige Interpretation des Partisanenwiderstandes als ausschließlich gegen einen äußeren Aggressor und seine Unterstützer im eigenen Land gerichteten Befreiungskampfes, aufzuarbeiten.
Ähnlich verkrustet und eingefahren, wenn auch nicht durch ein einziges staatliches Dogma, wie es die titoistische Interpretation des Partisanenkampfes im zweiten Jugoslawien war, bedingt, sondern durch ein stillschweigendes, unbewusstes Übereinkommen zweier sich im ständigen Widerstreit befindlicher Weltanschauungen, einerseits des, zahlen- und organisationsmäßig viel stärkeren, institutionalisierten Deutschnationalismus, der in weiten Bereichen, die Gesinnung und das Personal betreffend, an die Zwischenkriegszeit und den Nationlasozialismus anknüpfte, andererseits der Nachfolger der OF (Befreiungsfront), der Organisation des Partisanenwiderstandes in Kärnten, die zahlenmäßig viel schwächer war und nur eine Minderheit der Kärntner Slowenen vertrat, war auch die Herangehensweise an den innerkärntner Konflikt zwischen deutschsprachigen Kärntnern und Kärntner Slowenen.
Dieser Konflikt beherrschte über weite Strecken die Tagespolitik in Kärnten und verstellte, durch seine emotionale Aufladung, die Politiker aller Couleur zum Wechseln von tagespolitischem Kleingeld verführte, in unheilvoller Weise die Sicht auf die dringenden wirtschaftlichen Probleme Kärntens, das immer stärker zu einem beschäftigungspolitischen Krisenraum, immer mehr zu einem Auswanderungsland wurde.
Die dogmatische Verflachung in Kärnten, von der beide der oben genannten Seiten profitieren, läuft auf die Gleichung hinaus: Slowene = Partisan.
Gegen Ende des Zeiten Weltkrieges kam es auf dem Staatsgebiet des heutigen Österreich, in Südkärnten, zu Vorkommnissen, in deren weiterer Folge sich die beiden von Tabus und Geschichtsklitterung geprägten Themenkomplexe, einerseits der innerjugoslawische Bürgerkrieg 1941 bis 1945, andererseits der innerkärntner Konflikt zwischen den beiden Volksgruppen, gegenseitig beeinflussten.
Die Beeinflussung des innerkärntner Konfliktes durch den jugoslawischen Bürgerkrieg ist mein persönlicher Einstieg in die Thematik eines Buches, das der Kärntner Historiker Florian Thomas Rulitz im Rahmen seiner Dissertation verfasste und dessen zweite erweiterte Auflage im Frühjahr 2012 bei Hermagoras erschienen ist.
Rulitz wuchs in St. Margarethen im Rosental auf, das liegt bei Ferlach nahe der österreichisch-slowenischen Grenze, und stammt aus einer Familie, deren Mitglieder sich einerseits als Kärntner Slowenen, andererseits als Deutschkärntner deklarieren. Doch diese Einteilung wird der komplizierten, missverständlichen, oft auch widersprüchlichen Selbst- und Fremdidentifikation im Konflikt zwischen den Volksgruppen nicht gerecht:
Das Wort „Windischer“ ist eines der vielschichtigsten und bedeutungsschwangersten im Wortschatz der Kärntner Bevölkerung.
„Windischer“, das war in den Zeiten der Unschuld, vor dem Werden des deutschen, später des slowenischen Nationalismus und den Kämpfen, die diese beiden kollektivistischen Ideologien seit den Sechzigerjahren des 19. Jahrhuderts gegeneinander austrugen, die deutsche Bezeichnung für einen Menschen, der eine slawische Sprache sprach, in Kärnten also meist für einen Slowenen.
„Windischer“, so nennen manche, vorzugsweise alte, Menschen vom Land einen Angehörigen der slowenischen Volksgruppe.
Jemand, der sich nicht in der slowenischen Standardsprache, sondern im breitesten Dialekt unterhält und darüber hinaus, möchte er irgend etwas Technisches, irgend etwas Bürokratisches, Staatliches bezeichnen, auf das ihm nähere deutsche Vokabel zurückgreift, wird von vielen als „Windischer“ bezeichnet; das ist wohl die häufigste Verwendung des Begriffes.
Doch diese Harmlosigkeiten, die allesamt aus einer Zeit datieren, die keinen Nationalismus kannte, sind nur eine Seite des vielgebrauchten, aber auch vielgehassten Wortes „windisch“.
Nach der Kärntner Volksabstimmung 1920 versuchten Teile der Kärntner Landespolitik die slowenische Minderheit, übrigens damit internationales Recht brechend, offensiv zu assimilieren. Zu diesem Zweck bediente man sich, unter anderem, des Begriffes „windisch“. So stellte der deutschnationale Historiker Martin Wutte die These auf, dass sich die „Windischen“ in Kärnten unter anderem hinsichtlich ihrer Abstammung und ihrer kulturellen Zugehörigkeit wesentlich von den Slowenen unterscheiden (Windischentheorie). Aufbauend auf Wuttes These behaupteten einige seiner Adepten sogar die Existenz einer von den Slowenen verschiedenen „windischen“ Ethnie. Die Selbstbezeichnung „windisch“ wurde, neben ihren anderen Bedeutungen, zum Ausweis für eine „kärntentreue“ und „antislowenische“ Gesinnung.
Das alles ist „windisch“; und Florian Thomas Rulitz wuchs in einer Umgebung auf, in der sich einige seiner Verwandten als „Windische“, in welcher der vielen Bedeutungen auch immer, bezeichneten.
Doch die Tatsache, dass Rulitz inmitten des Konfliktes zwischen den beiden rivalisierenden Nationalismen (und auch inmitten von „Windischen“) aufwuchs, ist nur der eine Teil seiner Beweggründe für seine, von mir bei dieser Gelegenheit rezensierte, Doktorarbeit.
Durch die Erzählungen seiner Großelterngeneration wurde sich der geschichtsinteressierte junge Florian sehr früh der Ereignisse bewusst, die in den Maitagen des Jahres 1945 im südkärntner Raum, unter anderem auch mit einem Schwerpunkt auf die Umgebung Ferlachs, im Zuge des Erscheinens tausender antikommunistischer Flüchtlinge, statt fanden.
Diese Ereignisse sind in Kärnten witgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden, oder, wenn vereinzelt vorhanden, so ist ihr Bild doch weltanschaulich bedingt stark verzerrt.
Was genau geschah in Jugoslawien in der Zeit zwischen 1941 und 1945?
Wie hängt das alles mit Kärnten zusammen?
Nach dem faschistischen Überfall auf Jugoslawien im April 1941 und der Besetzung und Aufteilung des Landes, sowie der Ausrufung des sogenannten „Unabhängigen Staates Kroatien“ (NDH) durch die bisher zwergenkleine faschistische Ustascha, der in Wahrheit in eine deutsche und eine italienische Einflusszone aufgeteilt war, brachen die im ersten Jugoslawien permanent schwelenden ethnischen Konflikte offen aus. In diesem Bürgerkrieg, der sich mit dem Befreiungskampf gegen die Besatzer in mannigfaltiger Weise überschnitt, kämpften, regional in völlig unterschiedlichen Koalitionen, gesamtjugoslawisch und königstreu eingestellte Tschetniks, kroatische Nationalisten, katholische Slowenen. Die jugoslawischen Kommunisten begannen erst mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 mit dem bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer (die SU war bekanntlich bis zu diesem Zeitpunkt mit Deutschalnd verbündet).
Obwohl die von ihnen dominierte Partisanenbewegung vor allem sozialrevolutionär ausgerichtet war, versuchte man in den Randgebieten wie Istrien und Dalmatien und dem annektierten Oberkrain und der Untersteiermark seitens der Kommunisten erfolgreich auf die nationale Karte zu setzen.
Die Dominanz der Kommunisten innerhalb der Partisanenbewegung, ihre revolutionäre Gewalt, führte im traditionell katholisch-konservativen Slowenien zur Aufstellung von Bauernwehren, die, insbesondere durch die Deutschen nach der italienischen Kapitulation 1943 in der ehemaligen italienischen Provinz Laibach, zur Parisanenbekämpfung eingesetzt wurden. Seitens der Deutschen setzte man hier auf einen slowenischen Nationalismus, während das Slowenentum in den annektierten Gebieten Untersteiermark und Oberkrain vernichtet werden sollte.
Mit besonderer Grausamkeit wurden die ethnischen Konflikte im gemischt besiedelten Gebiet des NDH-Staates (vor allem Bosnien, aber auch die Krajina und Ostslawonien) ausgetragen. Die Ustascha verfolgte einen Kurs der Vernichtung des serbischen Volkes auf ihrem Hochheitsgebiet.
Dem entsprechend waren auch die Partisaneneinheiten aus Bosnien, der Krajina und Ostslawonien, meist ethnische Serben, für ihre Brutalität berüchtigt.
Als sich die deutschen Besatzer 1944 vom Balkan zurückzogen, setzte sich ein Treck von antikommunistishen Flüchtlingen (keineswegs ausschließlich Militäreinheiten, sondern sehr oft auch Zivilisten, die sich vor der Revolutionsgewalt der Partisanen fürchteten) in Richtung „Reich“ in Bewegung. Im Mai 1945 brachen die Flüchtlinge, gegen beträchtlichen Widerstand von Voraustruppen der Partisanen, in Kärnten ein, um sich den Briten zu ergeben und so der Rache der Partisanen zu entgehen.
Es ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig zu erwähnen, dass die zurückflutenden deutschen Heimkehrer von den Partisanen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht behelligt wurden.
Entgegen der deutschnationalen Deutung vieler Massengräber als Tötungsstätten deutscher Heimkehrer, richtete sich die Gewalt der Partisanen auf Kärntner Boden in den Tagen nach dem 8. Mai 1945 in den seltensten Fällen gegen Wehrmachtsangehörige, sondern hauptsächlich gegen innerjugoslawische Gegner, war also der Export des innerjugoslawischen Bürgerkrieges auf österreichisches Gebiet.
Das Nachweisen der vielfachen Umdeutung der Opfer, die es auch von Seiten der Partisanen gab (aus ermordeten antikommunistischen Flüchtlingen wurden gefallene Partisanen) ist nach meinem Dafürhalten das größte Verdienst von Florian Thomas Rulitz und seiner Arbeit; gerade auch in Hinblick auf die oben erwähnten innerkärntner Verkrustetheiten.
Rulitz' Buch, sein Titel lautet vollständig: „Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945“, versucht systematisch die Flucht der südslawischen Titogegner, waren sie nun Faschisten, wie die kroatishen Ustascha, waren sie königstreue Tschetniks, waren sie katholisch-konservative Slowenen, die Kämpfe im südkärntner Raum zwischen ihnen und nachrückenden Partisaneneinheiten, ihre Internierung und Auslieferung durch die Briten und ihre Ermordung auf langen Todesmärschen nachzuzeichnen. Der Kärntner Historiker sichtete und dokumentierte zu diesem Zweck eine Menge bisher unbekannter, besser: unbearbeiteter, Quellen, hauptsächlich aus dem Bereich der Pfarr- und Gendarmeriechroniken der von den Ereignissen betroffenen Ortschaften.
Anders, als die bisherigen Publikationen die Partisanengewalt in Kärnten betreffend, ist die Auswahl der Quellen und der dargestellten Ereignisse nicht selektiv-tendenziös auf eine kollektive Stigmatisierung aller Partisanen als weltanschaulich motivierte Mörder beschränkt.
Rulitz achtet in besonderer Weise darauf, der Vielschichtigkeit der Partisanenbewegung gerecht zu werden. Er weist unter anderem darauf hin, dass die meisten Morde an den antikommunistischen Flüchtlingen nicht etwa durch reguläre Partisaneneinheiten, sondern durch die Einheiten der Geheimpolizei (OZNA) im dirketen Auftrag der kommunistischen Spitzen der Partisanenbewegung begangen wurden.
Obwohl es zu vereinzelten Rachemorden kam, stand die planmäßige Ausschaltung der innerjugoslawischen Opposition bei den Vorkommnissen in Südkärnten im Vordergrund.
Wenn auch die Ereignisse rund um die antikommunistischen Flüchtlinge, ihre Abweisung durch die Briten und ihre Ermordung durch die Partisanen, in Österreich fast gänzlich unbekannt sind, so sind sie in Slowenien, vor allem aber im postjugoslawischen Kroatien von immenser Bedeutung für die Konstruktion einer nationalen Identität.
Auch medial schlug die Erstveröffentlichung der Arbeit im Sommer 2011 hohe Wellen. Wobei sich gerade in der Rezeption dieses Buches einmal mehr die weltanschauliche Kontamination und Reflexhaftigkeit, durch die auch noch nach bald 70 Jahren die Auseinandersetzung mit dem Themenkomlex Partisanenwiderstand-Partisanengewalt geprägt ist, äußerte. Während man von seiten des institutionalisierten Deutschnationalismus nichts mit dem Buch anfangen konnte, da es die gewohnte Einseitigkeit bei diesem Thema vermied und deswegen nicht verwertet werden konnte, warf man Rulitz von seiten der Partisanenvertreter quasi vorbeugend rechtsradikale Gesinnung vor, ohne auch nur mit einem Wort auf den Inhalt seiner Arbeit einzugehen.
Die im August des Jahres 2011 veröffentlichet (und inzwischen bedeutend erweiterte) Dissertation von Florian Thomas Rulitz zum Schicksal der antikommunistishen Flüchtlinge aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien, zur Tragödie, die sich in den ersten Maitagen des Jahres 1945 im südkärntner Raum, mit Brennpunkten um Viktring und Bleiburg, rund um ihre Flucht zu den Briten, ihre Auslieferung an die kommunistisch vereinnahmte Partisanenbewegung und ihre Ermordung, vorrangig durch den Sicherheitsdienst der Partisanenarmee (OZNA), abspielte, blieb nicht unbeachtet.
Auch wenn, wie bereits berichtet (s.o.) die Polemiken und ideologischen Verflachungen im öffentlichen Diskurs vorherrschten, führte das Buch dennoch, außerhalb des Blätterwaldes, zu Aktivitäten auf politischer (und nebenbei auch auf polizeilicher, ermittlungstechnischer) Ebene. Doch dazu später.
Die erweiterte deutsche Auflage des Buches, das inzwischen, in einer für den regionalen Markt ganz bemerkenswerten Auflage von zehtausend Stück, auch auf kroatisch erschienen ist und an deren Übertragung ins Slowenische bereits längere Zeit gearbeitet wird, behandelt einige neue Fakten zu den (schon oben als, meiner Meinung nach, zentralen Postulaten Rulitz' herausgestellten) Umdeutungen, zu den Umfälschungen von Massengräbern antikommunistischer Flüchtlinge in Gräber von Wehrmachtsangehörigen und Partisanen seitens des organisierten Deutschnationalismus bzw. der Organisationen der Partisanen in Kärnten.
Exemplarisch dafür sei, neben dem prominenten Beispiel einer Umdeutung von deutschnationaler Seite, dem Denkmal an der Gurkerbrücke in Ebenthal, das auf eine vermeintliche Tötungsstätte von Wehrmachtsangehörigen hinweist (wohingegen in Wirklichkeit an dieser Stelle südslawische Flüchtlinge von Partisanen ermordet wurden), auf die Gedenkstätte für vermeintlich in den Kämpfen in Kärnten gefallene Partisanen am Friedhof von Köttmannsdorf verwiesen. Rulitz konnte nachweisen, dass es sich bei den angeblich „für die Freiheit slowenisch-Kärntens“ gefallenen Tito-Partisanen um eine Gruppe von, vom Sicherheitsdienst jener Partisanen ermordeten, antikommunistischen Flüchtlingen handelt.
Analog zum Verhalten des organisierten Deutschnationalismus betreff die Opfer an der Gurkerbrücke, die intensiv für die innerkärntner Konflikte nach 1945 verwertet wurden, zeigt sich am Beispiel des Denkmals in Köttmannsdorf (allerdings im kleineren Rahmen), dass auch die Organisation der Partisanen (OF), die in den ersten Jahren nach dem Krieg auf Geheiß Belgrads auf so etwas wie eine Einheitsfrontpolitik mit den traditionellen katholischen Interessensvertretungen der Kärntner Slowenen setzte, massiv die Umdeutung der Opfer zur Stärkung der eigenen Position im innerkärntner Konflikt betrieb.
Dabei ist zu beachten, dass die Politik der kommunistischen Zentrale, wie schon im Krieg, darauf bedacht war, die regionalen Eigenheiten zu berücksichtigen.
Im Falle Köttmannsdorfs bedeutet dies, dass zu einer Zeit, in der der Klerus in Slowenien schwersten Verfolgungen ausgesetzt war, der Ortspfarrer seitens der ehemaligen Partisanen in Kärnten dazu bewegt werden konnte, die Gedenkstätte für die vermeintlichen gefallenen Partisanen einzuweihen.
Neben der umfangreichen Erweiterung der Arbeit in Richtung des Beleges von Tötungsstätten antikommunistisher Flüchtlinge und der Aufdeckung von deren Verwertung zum Zwecke des Wechselns von politischem Kleingeld in der Zeit seit 1945 wurden in der zweiten Auflage den Aktivitäten des jugoslawischen Geheimdienstes UDBA auf österreichischem Boden vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt.
Insbesondere die Ermordung des kroatischen Gemüsehändlers und Obmanns des Bleiburger Ehrenzuges, einer Organisation, die sich der Erinnerung an das Massaker von Bleiburg widmet, Nikola Martinović im Jahre 1975 durch Angehörige der UDBA wurde im Buch dokumentiert.
Die Aufarbeitung dieser Aktivitäten durch Rulitz zog im Folgenden weite Kreise, medial wie auch politisch.
Nikola Martinović war Teil der kroatischen Emigration und kam im Jahre 1945 nach Klagenfurt. Martinović war nicht Teil der Ustascha gewesen. Ebensowenig war er an den terroristischen Aktivitäten einiger militanter Exilkroaten (z.B. Gruppe „Feniks“) beteiligt. Doch auf Grund seines Engagements für die Erinnerung an die Verbrechen der Partisanen, für die das Wort Bleiburg steht, die der Deutung der Ereignisse im Mai 1945 in Kärnten durch die offizielle jugoslawische Geschichtsschreibung als „Endkesselschlachten“ natürlich entgegenstand, kam er ins Fadenkreuz des jugoslawischen Geheimdienstes. Er wurde 1975 bestialisch in seinem Geschäft in Waidmannsdorf ermordet.
Die neue Auflage der Arbeit von Rulitz beschäftigt sich im verstärkten Maße mit den Umständen der Ermordung Martinovićs, die exemplarisch für unzählige ähnliche Aktionen des jugoslawischen Geheimdienstes UDBA in allen Weltgegenden steht.
Nachdem die vollständige Ausschaltung der vermeintlichen und wirklichen Gegener Titos in den Jahren unmittelbar nach 1945 durch die gelungene Flucht vieler Antikommunisten vereitelt wurde und sich in vielen Ländern eine Emigrantenszene etablierte, suchte die jugoslawische Führung diese Emigrantenzirkel durch geheimdienstliche Tätigkeit nach Möglichkeit zu schwächen. Zu diesem Zweck bediente man sich der ganzen Palette sicherheitsdienstlicher Instrumentarien.
Die Aktionen reichten von der gezielten Falschinformation und dem Schüren von Misstrauen innerhalb der Gruppe über Erpressung einzelner Emigranten, um sie zur Zusammenarbeit zu bewegen und zur Unterwanderung der Organisationen der Emigranten, bis hin zur direkten Anwendung von physischer Gewalt. Bei der Planung der Ermordung einzelner Vertreter der antikommunistischen Opposition im Ausland wurde diese beispielsweise mit dem geheimdienstinternen euphemistischen Auftrag zu „paralysieren“, zur „Zerstörung feindlicher Elemente“, zur „Passivierung“ usw. umschrieben.
Analog zur föderalen Struktur des Zweiten Jugoslawien war auch die UDBA auf Republiksebene organisiert.
So arbeiteten bei der Ermordung Martinovićs die Sektionen Sloweniens, Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas zusammen.
Exemplarisch sei hier die Vorgehensweise der UDBA beim Martinovićmord umschrieben:
Man schleuste Geheimdienstmitarbeiter (in Österreich und Deutschland waren dies vorrangig Gastarbeiter oder zur Zusammenarbeit „bewegte“ Teile der Emigration) in das Geschäft Martinovićs als Angestellte ein. Diese beobachteten über einen längeren Zeitraum das Verhalten des Opfers. Außerdem leisteten sie logistsiche Vorarbeiten für den Mord. Der Mörder selbst reiste aus Jugoslawien an, fürhrte die Tat aus und setzte sich augenblicklich über die Grenze ab. Bei der Auswahl des Personals für die konkrete Tätigkeit des „Passivierens“ setzten die Verantwortlichen im Geheimdienst vorrangig auf Teile des organisierten Verbrechens und ihr bewährtes Know-How.
Vom Ende des Krieges bis zum Zerfall Jugoslawiens kamen, wie bereits erwähnt, zur Schwächung der Emigration neben den Ermordungen noch eine Reihe anderer Mittel zum Einsatz. Im persönlichen Gespräch teilte mir Rulitz einige Einzelheiten aus seinen vielen Gesprächen mit Vertretern der Emigration in Österreich und Deutschland mit. Zwei Beispiele:
Erstens: Es gab bei der antikommunistischen Opposition innerhalb und außerhalb Jugoslawiens einen hohen Anteil an (vorrangig katholischen) Geistlichen. Auf Grund ihrer Erpressbarkeit bezüglich etwaiger Verfehlungen gegen die von ihnen allgemein erwartete sexuelle Enthaltsamkeit konnten viele für die Mitarbeit in der UDBA gewonnen werden. Man darf getrost annehmen, dass der Geheimdienst viele sexuelle Abenteuer von Priestern anbahnte.
Zweitens: Ein deklarierter kroatischer Antikommunist in Südkärnten erhielt einmal über den Postweg eine Fausfeuerwaffe mit der fingierten Aufforderung einer militanten exil-kroatischen Gruppe, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Schießübungen in einem nahen Wald einzufinden, zugesandt. Bei seinem Eintreffen in jenem Waldstück zur angegebenen Zeit warteten auf ihn und ein paar Gleichgesinnte jedoch die österreichische Gendarmerie und ein Kamerateam der UDBA, die die bei dieser Gelegenheit gedrehte Szene in Hinblick auf eine behauptete allgemeine Gewaltbereitschaft der Emigration propagandistisch ausschlachtete.
Auch wenn das zweite Beispiel eines gewissen humoristischen Wertes nicht entbehrt, konnte gerade diese Art geheimdienstlicher Tätigkeit für ihre Opfer zum tödlichen Ernst werden: Jugoslawische Agents provocateurs veranlassten eine Gruppe von radikalen Emigranten zum Grenzübertritt nach Jugoslawien zum Zwecke terroristischer Aktivitäten. Unmittelbar nach der Grenze wurden sie verhaftet und in weiterer Folge hingerichtet.
Das waren Aktionen gegen Extremisten. Martinović war keiner von ihnen. Doch die Präsenz und Förderung einer lebendigen Erinnerung an die revolutionäre Gewalt der Partisanen im Mai 1945 und unmittelbar danach so nahe an der jugoslawischen Grenze war eine ständige Provokation für das titositische Jugoslawien. So geriet der gesamte Bleiburger Ehrenzug ins Visier der UDBA. Der Schlag gegen Martinović als Obmann des Vereines sollte die Tätigkeit dieser Emigrantengruppe in unmittelbarer Nähe zum Tito-Staat nachhaltig lähmen. Unsicherheit und Misstrauen gegeneinander sollte geschürt werden.
In Zusammenarbeit mit den Vertretern des Bleiburger Ehrenzuges und der österreichischen Polizei, sowei unter Zuhilfenahme von Unterlagen über die Aktivitäten des jugoslawischen Geheimdienstes in diesem Fall, die fragmentarisch seit dem Zerfall Jugoslawiens zugänglich sind, konnte Rulitz in seinem Buch die Einzelheiten des Martinovićmordes sehr detailliert nachzeichnen.
Im Weiteren kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen ihm und verschiedenen Stellen der kroatischen Regierung und der ehemaligen kroatischen Emigration, die sich um Aufarbeitung der unzähligen Morde der UDBA weltweit, für die der Fall Martinović, wie gesagt, exemplarisch steht, und der Auslandaktivitäten des jugoslawischen Geheimdienstes im Allgemeinen bemühen.
Durch die Nähe zu Jugoslawien, sowie durch den Volksgruppenkonflikt bedingt, war Kärnten ein Hauptoperationsgebiet der UDBA.
Aufsehenerregende Sprengstoffanschläge auf Einrichtungen der Erinnerungskultur, sowohl des organisierten Deutschnationalismus, als auch auf solche der Partisanen, zum Zwecke des Anheizens des Volksgruppenkonfliktes waren hierbei nur die Spitze des Eisberges.
Die exponierte Lage Kärntens brachte es auch mit sich, dass viele Kärntner, bewusst oder unbewusst, in das Informationsnetzwerk des Geheimdienstes eingebungen waren. Neben dem „Abschöpfen“ vieler österreichischer Staatsbürger, vor allem aus Kärnten, ihrer Verdinglichung als Informationsquelle also, von der die Betroffenen in der Regel nichts wussten, gab es eine verhältnismäßig große Anzahl von aktiven Mitarbeitern der UDBA in der Kärntner Bevölkerung.
Auch auf Grund der Recherchearbeiten von Rulitz konnte eine Gruppe, bestehend aus Vertretern der ehemaligen kroatischen Emigration, Offiziellen der kroatischen Regierung, sowie dem Universitätsprofessor Josip Jurčević, im Spätsommer 2012, unter Vorlage dechiffrierter Dokumente des jugoslawischen Geheimdienstes, vom Kärntner Landtag und anderen Stellen der Republik die Ausforschung von ehemaligen Mitarbeitern der UDBA im Staatsdienst und ihre anschließende Entfernung von ihrem Posten fordern.
Übrigens richtete sich die Tätigkeit der UDBA nicht nur gegen die antikommunistische, im Allgemeinen konservative Emigration. Nach dem Bruch Titos mit Stalin startete der jugoslawische Geheimdienst auch Aktionen gegen sogenannte „Linksradikale“. Keineswegs, wie man auf Grund der offiziellen antistalinistischen Ausrichtung des Tito-Staates vermuten könnte, richteten sich die Aktionen nur gegen die moskautreuen kommunistischen Bewegungen. Auch und vor allem die Neue Linke, die 68er, die undogmatischen Marxisten, die verschiedensten anarchistischen Bewegungen und die Grünen, wurden infiltriert und ausspioniert.
In diesem Zusammenhang könnte auch die von der oben erwähnten Gruppe von UDBA-Opfern und kroatischen Offiziellen behauptete Konzentration von Geheimdienstmitarbeitern im (seit den Siebzigern eher linken) universitären Bereich stehen.
In jedem Fall wird die Arbeit Rulitz' auch weiterhin weite Kreise ziehen.
Das von mir prophezeite Ziehen weiter Kreise, die umfangreiche Rezeption der Arbeiten Rulitz' zur Nachkriegsgewalt der Titopartisanen im österreichisch-slowenischen Grenzgebiet scheint Wirklichkeit geworden zu sein. Allem voran ist hier natürlich der nachhaltige Erfolg des von mir in diesem Artikel zuerst 2012 rezensierten Buches „Die Tragödie von Bleiburg und Viktring“ zu nennen, das mittlerweile in mehreren Auflagen, Sprachen und in internationalen renommierten Verlagen erschienen ist. So in:
Trotz seines internationalen Rufs, vor allem auch in der antiautoritären, zum Teil in der Marxismus-kritischen, anarchistischen Linken, als eine Art „Kuschelsozialismus“, handelte es sich beim Titosismus, der die weltanschauliche Grundlage im Zweiten Jugoslawien war, um eine autoritäre Ideologie – auf Grund seines revolutionären, radikal etatistischen und radikal kollektivistischen Programms oft genug auch mit totalitären Zügen.
Nostalgien hinsichtlich überwundener autoritär-kollektivistischer Regime sind auch hierzulande nichts Ungewöhnliches. Es liegt wohl an ihrer Betonung des Sozialen, an der heimeligen Wärme der die kalte Sonderung der bürgerlichen Individualität auslöschenden Kollektivität. Sie bedienen ein ganz ursprüngliches Bedürfnis im Menschen nach Zugehörigkeit zu einem Wir, zu einer Herde.
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Ost- und Südosteuropa wurden diese Nostalgien sehr bald in vierlfältiger Weise sichtbar: Neben den periodischen Wahlerfolgen der Kommunisten, oft genug im Mimikry „sozialdemokratischer“ Parteien, förderte sie extreme Formen des Nationalismus zu Tage, die, beispielsweise in Russland, auf die angeblich „große Vergangenheit“ auch und insbesondere unter kommunistischen „Führern“ verwiesen und hierin einmal mehr die vielfältigen möglichen weltanschaulichen Berührungspunkte von ganz „linker“ und ganz „rechter“ Politik unter Beweis stellten – ihr einigendes Band ist, verkürzt gesagt, ihr Glaube an die Segnungen eines starken Staates.
Auch im ehemaligen Jugoslawien gab und gibt es die Sehnsucht nach den guten alten autoritären Zeiten in Form einer Tito-Nostalgie.
In den Nachfolgestaaten waren, bis auf wenige Ausnahmen, die Vertreter der verschiedenen Nationalismen, die Kriegstreiber der späten Achziger- und der Neunzigerjahre, Mitglieder des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens – mit entsprechender Prägung in Hinsicht auf die Praxis des politischen Geschäfts.
Auch aus diesem Grund ist eine Ausstellung bemerkenswert, die, ursprünglich in Ljubljana/Laibach verortet, ab 6. Mai 2013 im Stift Viktring nahe Klagenfurt ihre Zelte aufschlagen wird und sich mit der repressiven Seite des „Kuschelsozialismus“ im von Slowenen besiedelten Gebiet diesseits und jenseits der damaligen österreichisch-jugoslawischen Grenze beschäftigt.
Die Ankündigung zu dieser Ausstellung, in deren Rahmen auch ein Symposium mit führenden Köpfen der akademischen-zeithistorischen Forschung aus Österreich, Slowenien und Kroatien über die Tito-Jahre stattfinden wird, erscheint deshalb in der Rubrik über Dr. Rulitz und seine Arbeit, weil er für einen Abschnitt dieser Ausstellung (über die Tätigkeit des jugoslawischen Geheimdienstes „UDBA“ gegen die kroatische Emigration) verantwortlich ist. Rulitz hat als Leiter des Kärntner Bildungsprojektes 2013 „Zeitgeschichte in Kärnten“ das Symposium in Viktring ins Leben gerufen. Im Begleitband zur Ausstellung erschien folgender Aufsatz von ihm: Rulitz Florian Thomas; Der UDBA-Terror gegen die kroatische politische Emigration (Bleiburger Ehrenzug) im österreichischen Kärnten; in; Jože Dežman / Hanzi Filipič (Hgg.); Heiße Spuren des Kalten Krieges (vgl. Bild oben).
Neben Dr. Florian Rulitz gestalten Bildungs- und Zeitgeschichteinstitute aus Österreich (konkret das katholische Bildungshaus Tainach/Tinje, vertreten durch Mag. Hanzi Filipič, sowie der Hermagoras Verein, vertreten durch Joze Kopeinig vom Hermagoras Verein), sowie offizielle Stellen aus Slowenien (das Studienzentrum für nationale Aussöhnung in Ljubljana/Laibach unter der Marburger Univ. Doz. Dr. Tamara Griesser-Perčar, sowie dem Nationalarchivleiter Jože Dežman) und aus Kroatien (Ivo Pilar vom Institut für Sozialwissenschaften in Zagreb/Agram unter dem Zagreber Univ. Prof. Dr. sc. Josip Jurčević) das grenz- und institutsübergreifende Alpen-Adria–Symposium mit dem Titel „Das Massaker von Bleiburg und die Tragödie am Viktringer Feld“.
Was erwartet nun den interessierten Besucher?
Die Geschichte einer Grenze. Auch Geschichten über diese Grenze; denn die Veranstalter suchen zu veranschaulichen, wie die Geschichte dieser Grenze mit den Biografien einzelner Menschen aufs Engste verwoben war.
Die Grenze zwischen Österreich und Jugoslawien war zwischen 1945 und 1991 auch eine Grenze zwischen zwei feindlichen politischen Systemen mit ihren jeweiligen Gesellschaftsmodellen.
Slowenen gab es diesseits und jenseits dieser Grenze.
Die Ausstellung versucht die Geschichte der Slowenen diesseits und jenseits der Karawanken in Hinblick auf eben diese weltanschauliche Grenze zu beleuchten. Dem entsprechend stützt sie sich schwerpunktmäßig auf folgende thematische Bereiche:
Erstens: Die Flucht und Auslieferung antikommunistischer Slowenen im Frühjahr 1945 und ihre Ermordung, waren sie nun Angehörige militärischer oder paramilitärischer Einheiten, beispielsweise der „slowenischen Landeswehr“, waren sie Zivilisten, unter dem Kollektivvorwurf der Kollaboration mit Nazi-Deutschland. Das Thema der Dissertation (siehe oben) und weiterer Publikationen von Dr. Rulitz.
Zweitens: Themen betreffend die Durchlässigkeit und Undurchlässigkeit der österreichisch-jugoslawischen Grenze.
Die grenzüberschreitenden Aktivitäten der antikommunistischen slowenischen Emigration, vom Vertrieb von in Jugoslawien illegaler Literatur bis zu den Aktivitäten bewaffneter Gruppen in den Vierziger- und frühen Fünfzigerjahren auf jugoslawischem Territorium, die mutmaßlich auch von Emigrantengruppen in Österreich unterstützt wurden, sind hier ein Themenbereich.
Aber auch auf Ereignisse mit Bezug auf die versuchte hermetische Abriegelung der Grenze bis 1960, beispielsweise auf die Erlaubnis für jugoslawische Grenzer, auf illegale Grenzgänger schießen zu dürfen, wird eingegangen werden.
(Detail am Rande: Man nimmt an, dass an der jugoslawisch-österreichischen Grenze von 1945 bis 1991 mehr Menschen erschossen wuden, als an der berühmt-berüchtigten Berliner Mauer.)
Drittens: Liegt ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung auf der Dokumentation der Lage der slowenischen Volksgruppe in Kärnten zwischen 1945 und 1991.
Es gab und gibt im österreichischen Bundesland Kärnten starke deutschnationale Tendenzen.
Die Kärntner Slowenen, die mehrheitlich katholisch-konservativem Gedankengut nahe standen, kamen durch die Agitation des organisierten Deutschnationalismus in Kärnten in die paradoxe Situation, im eigenen Land als Sympathisanten des Titoismus denunziert zu werden, während ihre (aus Sicht des gängigen und von mir übrigens scharf abgelehnten eindimensionalen rechts-links-Schemas) „zentristische“ Gesinnung sie für das Zweite Jugoslawien zu Angehörigen der sogenannten „feindlichen Mitte“, also zu politischen Gegnern machte.
Gleichzeitig war Tito-Jugoslawien bestrebt, die slowenische Bevölkerung in Kärnten für seine Politik einzunehmen, auch und vor allem durch den Versuch, den Konflikt zwischen den Volksgruppen anzuheizen.
Ein Beispiel: Im selben Zeitraum, in dem sich die Pogrom-Instinkte der Kärntner Wir-Gruppe (sie folgte – austauschbarerweise – deutschnationalen Ideen) zum Sturm auf zweisprachige Ortstafeln sublimierten, verübten UDBA-Mitarbeiter mehrere Anschläge auf Einrichtungen des organisierten Deutschnationalismus.
Zur grafischen Version der Einladung
Begrüßung und Einleitung
Mag. Dr. Florian Thomas Rulitz
(Österreich/Leiter des Bildungsprojektes und Symposiums Zeitgeschichte in Kärnten)
Univ. Doz. Dr. Tamara Griesser-Pečar (Slowenien/SCNR-Institut).
Jože Dežman (Direktor Archiv Slowenien)
Univ. Prof. Dr. sc. Josip Jurčević (Kroatien/Institut Ivo Pilhar)
Grußworte:
Christian Scheider (Bürgermeister der Stadt Klagenfurt)
Dr. Valentin Inzko (Hoher Repräsentant und EU Sonderbeauftragter für Bosnien und Herzegovina)
Msgr. Dr. Josef Marketz (Bischofsvikar der Diözese Gurk für das katholische Bildungshaus Sodalitas / Dom prosvete v Tinjah)
Grüße von Vertretern der Opferverbände, der Bundesrepublik Österreich, des Landes Kärnten, der Stadt Klagenfurt, der Republik Slowenien, sowie der Republik Kroatien.
Univ.-Prof. i.R. Dr. Heinz Dieter Pohl: Gedanken zur gleichberechtigten Aufarbeitung von nationalsozialistischen und kommunistischen Verbrechern im Alpen-Adria-Raum.
Ivan Ott (Zeitzeuge und Buchautor): Mein Weg vom Viktringer Feld über Bleiburg in das jgoslawische Konzentrationslager Teharje/Tüchern im Mai 1945.
Mag. Dr. Florian Thomas Rulitz: Die Massaker vom Viktringer Feld bis zum Bleiburger Feld im Mai 1945. Verleugnete Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf österreichischem Staatsgebiet.
Mag. Christian Wehrschgütz: Die jugoslawischen Nachfolgestaaten und die Aufarbeitungsdefizite von kommunistischen Verbrechen.
Moderation: Mag. Christian Wehrschütz (ORF-Balkan-Korrespondent in Belgrad und ein ausgewiesener Experte und Kenner des Balkans).
Univ. Prof. Dr. sc. Josip Jurčević: Die Massaker „Massaker von Bleiburg“ als die größten Massentötungen in der Geschichte der Kroaten.
Jože Dežman: Die Viktringer Tragödie im Mai 1945 – Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Slowenien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Univ. Doz. Dr. Tamara Griesser-Pečar: „Ein britisch-jugoslawischer Kuhhandel in Klagenfurt?“ – der Vertrag von Jalta und die Auslieferung der Flüchtlinge im Mai 1945 nach Jugoslawien.
Univ. Doz. Dr. sc. Zlatko Hasanbegović: Die moslemischen Opfer der Massaker von Bleiburg.
Mittagspause mit Buffet, danach katholische Gedenkmesse in der Stiftskirche Viktring.
Roman Leljak: Die Opfer der Massaker von Bleiburg und Viktring in der slowenischen Štajerska/Untersteiermark.
Dipl. Ing. Zvonko Springer: Der Todesmarsch (križni put) quer durch Jugoslawien.
Bože Vukušić: Der UDBA-Terror gegen kroatische Emigranten in Österreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Mijo Jurić: Erlebte Verfolgung durch den YU-Geheimdienst in Österreich – OZNA und UDBA als verlängerter ARm des kommunistischen Regimes.
Dr. Malte Olschewski: Tito zwischen Massenmorden und Mätressen – Psychologische Aspekte der Person Josip Broz Tito und die österreichischen Opfer der Titogewalt im Mai 1945.
Während des Symposiums wird die zweisprachige (slowenich-deutsche) Ausstellung Vroče sledi hladne vojne/Heiße Spuren des Kalten Krieges gezeigt.
Mag. Hanzi Filipič präsentiert die slowenischsprachige erweiterte Auflage Vetrinjska in „bleiburska“ tragedija von Dr. Florian Rulitz.
Florian Thomas Rulitz, Mag. Hanzi Filipič (Österreich), Tamara Griesser-Pečar, Jože Dežman (Direktor Archiv Slowenien), Josip Jurčević (Kroatien).
Träger des grenz- und institutsübergreifenden Alpen-Adria-Symposiums sind das katholische Bildungshaus Sodalitas/Dom prosvete v Tinjah, das Studienzentrum für nationale Aussöhnung in Laibach/Študijski center za narodno spravo v Ljubljani und das Ivo-Pilar-Institut für Sozialwissenschaften in Agram/Institut društvenih znanosti v Zagebu, sowie das Archiv der Republik Slowenien und der Hermagoras Verlag Klagenfurt/Celovec.
Video zum UDBA-Terror in Deutschland
Literatur:
Jože Dežman / Hanzi Filipič (Hgg.) Heisse Spuren des Kalten Krieges, Die Grenze zwischen Slowenien und Kärnten in den Jahren 1945 bis 1991, Hermagoras Verlag 2013 Klagenfurt/Celovec.
Dr. Rulitz Florian, Die Tragödie von Bleiburg und Viktring, Partisanengewalt in Kärnten, Klagenfurt/Celovec. 2012.
Ivan Ott: Geraubte Kindheit, Bad Schussenried 2012.
Der Glaube an die Identität von Slowenen- und Partisanentum, wie er oben von mir als eine gemeinsame Grundlage der
Weltsicht des organisierten Deutschnationalismus und der institutionalisierten Partisanennostalgie in Kärnten herausgestellt wurde, war auch
die Grundlage der staatlichen Erinnerungskultur im realsozialistischen Slowenien. Nach dieser Geschichtsdeutung auf Grundlage eines simplen
Schwarz-Weiß-Denkens, das sich, übrigens analog zu ähnlichen Konstrukten rund um die Verwerfungslinien im Verhältnis zwischen der
slowenischen Volksgruppe und der Mehrheitsbevölkerung in Kärnten, ob seines Potentials zur emotionalen Aufladung und seiner daraus
resultierenden unmittelbaren Verständlichkeit (siehe obiger Artikel) als äußerst langlebig erweist, stand die
Mehrheit der slowenischen Bevölkerung auf der Seite der Titopartisanen, unterstützte diese nach Kräften ideell und materiell, während die
Gegner Titos – demzufolge eine kleine Minderheit – nicht etwa primär in Opposition zur revolutionären Umgestaltung der
slowenischen Gesellschaft standen, sondern das bloße Anhängsel der nationalsozialistischen und faschistischen Okkupanten, die Verräter des
slowenischen Volkes, der slowenischen Nation waren.
Es passte zu diesem im Grunde nationalistsichen, zugleich revolutionären Geschichtsbild, dass beispielsweise die in weiten Teilen
bourgeoisen Angehörigen der deutschen Minderheit in den Städten der Untersteiermark kollektiv als Feinde des slowenischen Volkes wahrgenommen
wurden, denen schon eine passive Haltung gegenüber der Partisanenbewegung als feindliches Verhalten ausgelegt wurde. Nicht zuletzt ging es in
der offiziellen Geschichtsinterpretation im realsozialistischen Slowenien um die Rechtfertigung der Behandlung der Angehörigen der deutschen
Minderheit nach dem Krieg, die, kollektiv des Verrates beschuldigt, enteignet, entrechtet und vielfach ermordet und vertrieben wurden. Die
überdurchschnittlich großen Sympathien innerhalb der deutschen Volksgruppe in Slowenien und in anderen Teilen Jugoslawiens für den
Nationalsozialismus und die Politik der deutschen Besatzer, ihre teilweise Verwicklung in die Verbrechen, die von eben diesen Besatzern
begangen wurden, taten ihr übriges, das titoistische Geschichtsbild bis über die Überwindung des Kommunismus hinaus in weiten Teilen der
slowenischen Gesellschaft zu verfestigen.
Das neue, demokratische Slowenien, das sich nach 1991 auf den Trümmern des gescheiterten zweiten Jugoslawien konstituieren konnte, ist, wie alle Nachfolgestaaten auf dem Gebiet des ehemaligen Titostaates, innerlich tief gespalten in Anhänger und Gegener des realsozialistischen Experiments zwischen 1945 und 1989/91. Doch die Konflikte werden innerhalb einer pluralistischen Gesellschaft und den Institutionen einer liberalen Demokratie ausgetragen. Man erinnert sich heute auch der Opfer revolutionärer Gewalt während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, der im okkupierten Jugoslawien auch und vor allem ein Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und ihren weltanschaulichen Gegnern war, in dessen Rahmen es darüber hinaus zu totalitärer Gewalt gegen „objektive“1 Gegner (Serben, Juden, Bürgerliche, Volksdeutsche, Geistlichkeit) kam. Man erinnert sich in Form der kontroversen, hitzig geführten Debatte heute sozusagen auch seitens der Anhänger des realsozialistischen Experimentes an die Gewaltexzesse eines beträchtlichen Teils der durch revolutionären Eifer getriebenen Titopartisanen.
An einem der vielen Schauplätze der Verbrechen gegen „objektive“, wie auch gegen wirkliche Gegner des Kommunismus,
nämlich in Teharje/Tüchern nahe Celje/Cilli in der slowenischen Štajerska, errichtete das neue Slowenien im Jahre 1993 eine
Gedenkstätte. Hier wurden von Mai bis August 1945 tausende antikommunistische Slowenen und Angehörige der deutschen Volksgruppe konzentriert
und in der näheren Umgebung, vorzugsweise in aufgelassenen Bergwerksstollen, ermordet.
Am 20. September 2014 machte sich eine Reisegruppe aus Kärnten auf, die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Lagers und einige
benachbarte Tötungsstätten zu besuchen.
Abordnungen aus Slowenien, Kroatien und Österreich gedachten im Schatten des großen Monuments von Marko Mušič der Opfer aller
Totalitarismen des 20. Jahrhunderts und forderten die Fortsetzung und Forcierung der Aufarbeitung vor allem der nach wie vor unzureichend
oder verzerrt wahrgenommenen Verbrechen der Tito-Partisanen während der Okkupation und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. So sprachen
beispielsweise die Abgeordnete und Vorsitzende des Menschenrechts- und Gleichbehandlungsausschusses des slowenischen Parlamentes Eva
Irgl, der zweite Präsident des kroatischen Parlaments Zejlko Reiner, der Klagenfurter Stadtrat Peter Steinkellner, der
Kärntner Historiker Florian Rulitz, sowie der Obmann des Verbands der Kulturvereine der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien
Andreas Ajdic zu den Versammelten und betonten die Erfolge der Demokratisierung der Gesellschaften und Institutionen in den
Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien und sprachen sich energisch dafür aus, die sich aus eben dieser Demokratisierung und aus der Integration dieser Länder in das gemeinsame Haus Europa ergebenden Chancen zu nutzen. Der zentrale politische Wert des gemeinsamen Europas ist das Bekenntnis zur liberalen Demokratie, damit aber die Ablehnung jeder Form des Totalitarismus.
Eine erste Reisegruppe besuchte die verschiedenen Erinnerungsorte im Raum Celje/Cilli, hier insbesondere die Tötungsstätte Huda-Jama bereits am 3. Mai 2014.
Eine längere Fotostrecke dokumentiert beide Besuche.
Außerdem findet sich hier eine umfangreiche Textsammlung zur zweiten Bildungsreise und anderen Gedenkversantaltungen im slowenischen und südkärntner Raum.
- - -
ad 1: Ein Begriff aus dem Werk Hannah Arendts, die als eine der ersten das Wesen totalitärer Bewegungen erforschte. In
ihrem Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialsimus, totale Herrschaft.“ (auf Deutsch erstmals
1955), das auch heute noch als Standardwerk zum Thema gilt, heißt es über die Praxis totaler Machtausübung: Wichtiger aber als diese technischen
Erwägungen [es ging im Vorhergehenden um die Arbeit der Geheimpolizei] ist, daß es zu dem Wesen totalitärer Bewegungen gehört, ihre Feinde in
Übereinstimmung mit ihrer bereits vor der Machtergreifung voll entwickelten Ideologie zu definieren, und da diese Definitionen mit
freundlichen oder feindlichen Gedanken der Betroffenen nichts zu tun haben, braucht die Polizei auch keine besonderen Erkundigungen um
‚verdächtige Personen‘ festzustellen. Die ideologisch definierten Gegner werden aus den natürlichen oder historischen
Ablaufgesetzen [die im Falle der Partisanengewalt der Marxismus-Leninismus stalinistischer Interpretation vorgab] [...]
‚objektiv‘ errechnet. Rassich Minderwertige sind ‚objektive Feinde‘ der Rassegesellschaft, genauso wie
‚sterbende Klassen‘ und ihre Vertreter (die subjektiv sich einbilden mögen, sehr gute Kommunisten zu sein) objektive Feinde der
klassenlosen Gesellschaft und objektive Helfer der Bourgeoisie sind.
(Arendt: Elemente und
Ursprünge totaler Herrschaft. Piper, 2013; S 876 f)
(Ausschnitte aus den Vorwörtern und Rezensionen; gespiegelt, unter anderem von Valentin Inzko, Dieter Pohl, Tamara Grießer-Pecar und Josip Jurčević)
Die hohe wissenschaftliche Qualität des Buches „Die Tragödie von Bleiburg“ von Dr. Rulitz welches im österreichisch-slowenischen Hermagora Verlag erschienen ist ergibt sich auch aus den renommierten Fachbeiträgen und zahlreichen Rezensionen von Wissenschaftlern:
So spricht Valentin Inzko (Hoher Österreichischer Diplomat, Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina und EU Sonderbeauftragter für Bosnien, sowie Vorsitzender des Rates der Kärntner Slowenen) im ersten Vorwort des Buches von Rulitz' Arbeit als „bedeutender Beitrag bei der Suche nach Wahrheit„ und davon, dass der Verfasser mit seiner Publikation viel Licht ins Dunkel gebracht und viele Fragen zu beantworten versucht hat. Diese sei auch eine Fundgrube für historisch interessierte Österreicher.
Univ.-Prof. Dr. Heinz Dieter Pohl (Universitätsprofessor an der Alpen- Adria-Universität Klagenfurt, Fakultät für Kulturwissenschaften) führt im 2. Vorwort aus, dass Dr. Rulitz neue Erkenntnisse und Forschungsergebnisse zu den Partisanenverbrechen im Mai 1945 präsentiert und das Buch eine seriöse Aufarbeitung der Kärntner Geschichte und der Geschichte des Alpen-Adria-Raumes am bzw. nach dem Ende des 2. Weltkriegs ist und der Autor mit der vorliegenden Studie einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur Klärung der Ereignisse im Mai 1945 geleistet hat.
Im 3. Vorwort spricht Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Grimm (Universitätsprofessor an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Fakultät für Kulturwissenschaften) davon, dass der Antragsteller mit seiner Studie einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur Klärung und Aufarbeitung der Ereignisse im Mai 1945 in Kärnten leisten möchte und die vom Verfasser des Buches durchgeführten Untersuchungen die wissenschaftliche Qualität der Monographie immens steigern.
Im Vorwort 4 führt Jože Dežman (slowenischer Historiker, ehemaliger Direktor des Zeitgeschichtemuseums heute Leiter des slowenischen Nationalarchives in Ljubljana sowie Leiter der Kommission der slowenischen Regierung für die verdeckten Massengräber) aus, dass der Autor in seiner regionalen Studie genau Orte und Daten identifiziert und mit Hilfe vieler Quellen das schicksalhafte Geschehen im Mai 1945 in Kärnten beschreibt und mit der Veröffentlichung der Untersuchung Rulitz' der Hermagoras Verlag seine aufklärerische und antitotalitäre Mission weiterführt und damit zur Entwicklung der demokratischen Koalition gegen totalitäre Phänomene und ihre Träger, deren Erben und Fürsprecher beiträgt, die sich gegen den extremen Nationalismus in nationalsozialistischer oder nationalkommunistischer/titoistischer Form richtet.
Auch im fünften Vorwort spricht Univ-Prof. dr. sc. Josip Jurčević (Kroatischer Historiker, Universitätslehrbeauftragter) davon, dass das Buch außergewöhnliche Ergebnisse enthält und das Ergebnis einer intensiven wissenschaftlichen Auseinandersetzung ist und dieses Buch eine historische Wahrheit zu enthüllen begann.
Nach Prof. Dr. Tamara Grießer-Pecar, Geschichtswissenschafterin aus Slowenien, zählt das Buch zu den fundamentalsten Untersuchungen der Ereignisse in Kärnten während bzw. unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Sie führt aus, dass Dr. Rulitz ein objektives Bild der Ereignisse, der letzten Kämpfe, der verdeckten Mordstätten und Gräber in Kärnten gegeben hat und auch die Antwort auf einige strittige Fragen fand und die Monographie mit den etablierten Mythen aufräumt und objektiv nach den Regeln der wissenschaftlichen Disziplin den tatsächlichen Stand des Jahres 1945 in Kärnten rekonstruiert.
Ass.-Prof. Dr. Mag. Ulfried Burz, Geschichtswissenschafter (Alpen Adria Universität Klagenfurt), spricht davon, dass der Autor mit seiner Publikation eine extensive Forschungsarbeit geleistet hat, die als eine überdurchschnittlich zu qualifizierende Monografie zu bewerten ist.
Univ.-Prof. Dr. Heinz-Dieter Pohl spricht auch in seiner Rezension davon, dass diese Studie ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte ist, der möglichst bald auch in slowenischer und kroatischer Sprache vorliegen sollte.
Auch der Militärkommandant der Steiermark, Arno Manner, qualifiziert das Buch von Dr. Rulitz als eine in Breite und Tiefe sinnvolle Ergänzung bisheriger zeitgeschichtlicher Betrachtungen, das geeignet ist, die aufstrebende neue objektive Geschichtsschreibung in Slowenien und Kärnten zu ergänzen bzw. zu unterstützen.
Der Balkanspezialist und ehemalige ORF-Balkan Korrespondent Dr. Malte Olschewski schreibt in der deutschen und in der englischsprachigen Rezension (Volltext) über das Buch von Dr. Rulitz: Die schon verblasste Schrift eines Pfarrers im Gemeindebuch, schriftliche Befehle, Kriegstagebücher, das Brieflein der Tante, ein amtliches Umbettungsprotokoll, der mühsam getippte Bericht eines Gendarmeriepostens, Grabinschriften, Zeitungsartikel von damals und auch, aber nicht nur: Berichte von Überlebenden und Augenzeugen. Sowie militärische Berichte aus den Archiven Großbritanniens, Deutschlands, Österreichs, Sloweniens und aus Kroatien. Der Kärntner Historiker Dr. Florian Rulitz hat in seinem soeben erschienenen Buch: „Die Tragödie von Bleiburg und Viktring: Partisanengewalt in Kärnten„ (Hermagoras, Klagenfurt) auf die Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Quellen verwiesen, die er in langjähriger Suche gesammelt und bewertet hat./ English: by Dr. Olschewski The pale papers of parish archives, written orders, war diaries, a short letter of an aunt, official records of reburials, with difficulty typewritten reports of a police station, inscriptions on graves, news paper reports from former times and reports from surviving persons and contemporary witnesses also. Military reports from the archives in Great Britain, Germany, Austria, Slovenia and Croatia: The historian Florian Rulitz from Carinthia has searched and provided a lot of various sources which he invesgtigated and rated over many years.
Der Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident von Kärnten) Gerhard Dörfler spricht über das Buch von Dr. Rulitz: Wie nachhaltig Krieg und Kriegsleid sind, ist uns auch hier in Kärnten deutlich bewusst. Viele Menschen im Land leiden noch heute unter dem, was ihnen oder ihren Eltern und Großeltern im Zweiten Weltkrieg oder in den fürchterlichen Ereignissen in der unmittelbaren Nachkriegszeit widerfahren ist. Gerade für sie ist eine historische, fundierte Aufarbeitung dieser Ereignisse notwendig. In diesem Sinne mochte ich dem Historiker Dr. Florian Thomas Rulitz fur dieses engagierte und wichtige Buch danken.